"Es genügt auf die Stille zu lauschen."
Silvia Ostertag, Zen-Meisterin
Musiktherapie
nach Hörversorgung mit einem Cochlea-Implantat (CI), bei Tinnitus und/oder Geräuschüberempfindlichkeit
Musiktherapie nach Hörversorgung mit einem Cochlea-Implantat (CI)
Die Versorgung mit einem CI-Implantat ist eine noch relativ neue Methode, um gehörlosen Menschen wieder zu ermöglichen zu hören. Das Implantat ermöglicht die Umwandlung akustischer Signale in elektronische Impulse. Elektroden, welche mit einem dünnen Draht in die Hörschnecke eingeführt und dort platziert wurden, übertragen die elektrischen Impulse auf den noch intakten Hörnerv, worüber letztlich das Hörzentrum im Gehirn über die Höreindrücke informiert wird. Diese sind durch den nun künstlichen Vorgang zunächst neuartig und fremd und müssen erst wieder entschlüsselt, zugeordnet und integriert werden.
Für die meisten CI-versorgten Menschen ist die Möglichkeit, mit einem Hörimplantat wieder hören zu können, ein Segen. Für viele ist der, nach der Aktivierung des Implantats zu beschreitende Hörweg jedoch auch voller Herausforderungen und Frustrationen. Der Vorgang der Hörverarbeitung braucht häufig mehr Zeit als erhofft und das so dringlich ersehnte, wieder intakte Hören ist mit einem enormen Aufwand verbunden, welcher sich auch oder sogar insbesondere auf die Abstimmung und unmittelbaren Umgebung bezieht. Im Rahmen einer ambulanten oder stationären Rehabilitation sind unterschiedliche Fachdisziplinen an der Unterstützung des Hörfortschritts beteiligt, wobei neben der Sprachtherapie und Gehörlosenpädagogik die Musiktherapie einen besonderen Stellenwert einnimmt.
In der Musiktherapie wird es den mit einem CI-Implantat versorgten Menschen möglich, sich in Ruhe und mit Hilfe einer empathischen, therapeutischen Begleitung, den neuen Hörerfahrungen zu widmen. In einem geschützten Rahmen wird es möglich, die eigene Hörwahrnehmung zu schärfen und dabei ebenso Erfahrungen eines neuen Hörgenusses zu sammeln.
Egal ob Natur- und Alltagsklänge aller Art, die eigene Stimme, das vormals so geliebte Instrument, die Musik aus dem Radio oder Live-Konzerte: Letzten Endes zählt die Frage, "in welcher Form die eigene Musik wieder spielen darf." Dieser Frage gehen wir mit aller Sensibilität nach, die das neu versorgte und somit noch ganz junge Ohr wert sein darf, und wachsen so gemeinsam undbehutsam in die neue Hörwelt hinein.
Musiktherapie bei Tinnitus und Geräuschüberempfindlichkeit
Im Gegensatz zu der häufigen Annahme, dass Tinnitus ein eigenes Krankheitsbild darstelle, ist der Begriff lediglich der Versuch einer Beschreibung abweichender und meist dauerhaft beeinträchtigender Höreindrücke, die meist keiner organischen Ursache zuzuordnen sind.
Bis heute ist die Ursache dieses Phänomens noch nicht ausreichend erforscht, jedoch besteht eine eindeutige Verbindung zu vegetativen Prozessen. Dabei gilt die Frage, wie unser Körper und letztlich unser Gehirn Erregungszustände verarbeitet, wobei wir alle das Rauschen nach einem lauten Konzert kennen oder das nur wenige Sekunden dauernde Piepsen im Ohr, das in der Regel von alleine wieder verschwindet.
Um also dem chronischen Geschehen angemessen zu begegnen, bedarf es eines umfassenden Verständnisses von Hörverarbeitung im Speziellen aber auch von Reizverarbeitung im Allgemeinen. In der Musiktherapie bei Tinnitus oder Geräuschüberempfindlichkeit finden körperliche wie emotionale Themen Berücksichtigung, da z.B. Schlafstörungen, chronische Verspannungszustände oder auch eine erhöhte emotionale Reizbarkeit nicht selten sind und eine Wechselwirkung mit sich bringen.
Neben einer ausführlichen Diagnose bei einem Hörakustiker, einer individuellen Hörberatung und einer entsprechend sorgfältig abgestimmten Hörtherapie kommen auch körpertherapeutisch angelehnte Verfahren zum Einsatz. Hierzu zählen z.B. Klangmassagen, atem- und stimmtherapeutische Methoden oder Horchspaziergänge in der Natur. Entspannungsmusik, welche speziell in der Musiktherapie entwickelt wird, kann zuhause gezielt zur Eigentherapie genutzt werden und dient so der weiteren Entlastung im Rahmen eines regulären Alltags.